Geschichte Westerau

Geschichte(n) aus Westerau

Jörg Langmann

Schon in der Stein- und Bronzezeit besiedelt, ist der Raum entlang des Nord-Süd-Höhenzuges, an welchem auch Westerau liegt, in den Jahrhunderten vor und nach der Zeitenwende Siedlungsraum germanischer Stämme.  Die Funde konzentrieren sich an den Hanglagen der Erhebungen und den Wasserläufen.  Eindeutige bronzezeitliche Funde fehlen – überliefert sind bronzezeitlicher Grabhügel.[1]

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Die Grafik wird farblich/ mit Legende eingebaut.

Abb. 1: Vorgeschichtliche Funde in der Gemeinde Westerau

„Ganz in der Nähe meines Wohnorts erheben sich drei sanftgewölbte Hügel, von denen der höchste als der ‚runde Berg‘ bekannt ist. Etwa eine Meile davon entfernt, bei dem Dorfe Westerau, findet sich eine ähnliche Gruppe. Dieselbe war in den vergangenen Tagen
von Riesen bewohnt,  welche in einem Verhältnis der Eintracht standen,  so daß sie einander die Beile zuwarfen. “  Möglicherweise hängt diese Überlieferung mit der Steinkammer zusammen, von welcher der Großvater des Bauern Benn erzählte. [2]

Durch die Verschiebung der Völkerwanderungszeit fast menschenleer, läßt sich ab dem frühen 8. Jahrhundert eine kontinuierliche Landnahme durch slawische Stämme beobachten. Der Grenzbereich zwischen Franken, Sachsen und Slawen scheint allerdings erst
ab dem 12./13. Jahrhundert gezielt aufgesiedelt zu werden.[3]

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Abb. 2: Erste Erwähnung in der Urkunde von 1310

Wohl in diesem Zusammenhang wird 1310 die Wosteneye (Wüstenei) erwähnt. Sie liegt zwischen den Gemarkungen Westerowe-Wluenowe und Rykenhaghens auf der Groß-Bodener Feldmark im untergegangenen Kirchspiel Schönenborn. [4]

Warum „Westerowe“?

Wenn die Aue westlich des Dorfes ihren Namen bekommen hat, weil sie eben westlich desselben lag, müßte das Dorf vorher anders geheißen haben! Einen eisenzeitlichen Urnenfriedhof auf der Feldmark Westeraus, der zu dieser Vorsiedlung unbekannten Namens gehört haben wird, vermerkt die archäologische Landesaufnahme. [5]

Im Plattenbrook werden 1609 drei Orte genannt: Der kahle Berg sowie der große und der kleine verbotene Ort. „Verbotene Orte“
galten als Stätten der Geister und meinen hier möglicherweise einen älteren Siedlungskern mit einer heidnischen und deshalb zu „verteufelnden“ Kultstätte.[6]

Weniger spekulativ jedoch ist die Vermutung, daß die „westliche Aue“ sich auf ein östliches Pendant in der 1310 gemeinsam genannten Gemarkung Westerau-Wulmenau bezieht. Dann wäre Westerau westlich Wulmenaus als der älteren – vielleicht slawischen – Siedlung neu angelegt worden. Die Entstehung von Dorf- und Gewässername sind dann in etwa zeitgleich anzusetzen.

Wo liegt Westerau?

„Wenn man von Lübeck aus in südlicher Richtung die alte Hamburger Chaussee über Cronsforde verfolgt, bei Kastorf sich auf der Ratzeburger Chaussee nach Westen wendet, so erblickt man kurz hinter Ahrensfelde zur Rechten ein Gehölz und davor ein stattliches Gebäude, das mit seinen weißen Wänden und rotem Ziegeldache von weit her ins Auge fällt. Es ist das neue Erholungsheim für Lübeckische Staatsbeamte im Dorfe Westerau. Von dem Dorf selbst ist nichts zu sehen. Ein Fußweg führt uns an dem Heim vorüber in den Wald, der in kurzer Zeit durchschritten ist, und ganz unvermutet treten wir in eine prächtige schnurgerade Lindenallee von fast 400 m Länge ein.

Tiefe Stille herrscht auf diesem einsamen Weg, bedrückend fast für den, der eben erst dem Lärm der Großstadt entflohen. Wir gelangen in ein Rondell, wo Bänke zur Ruhe einladen, – von rechts grüßen die Türme Lübecks aus der Ferne – dann durch eine weitere kürzere Allee in etwas veränderter Richtung in einen kleinen Park, in dem wir ein schlichtes viereckiges Gebäude mit würdigen Formen erblicken, beschattet von zwei mächtigen Kastanienbäumen. Überall feierliche Stille. Wir umschreiten das Haus und bemerken nun erst, daß wir uns auf der vorspringenden Ecke eines höher gelegenen Plateaus befinden: vor uns in einer Talsenkung liegt das Dorf, von rechts blinkt ein Teich herauf, drüben auf der jenseitigen Höhe eine Reihe von zum Teil stattlichen Bauerngehöften….“ [7]

Woher kamen die Bewohner ?

„Nachdem das Land um Lübeck im Hochmittelalter neu besiedelt wurde, blieb das südliche Gebiet der Trave unbestimmt. Die Namen der Nachbardörfer wie Barnitz, Trenthorst, Tralau, Schiphorst und Pölitz besagen, daß sie slawische Bevölkerung gehabt haben. Es liegt nun der Gedanke nahe, daß auch Westerau eine ehemals slawische Niederlassung war. Westerowe-Wulmenowe ist slawische Ausdrucksweise. Dagegen aber spricht, daß bei einer Übernahme durch Kolonisten eine fertige Anlage übernommen worden wäre, der Rodungsprozeß weiter fortgeschritten gewesen sein müßte. … So ist zu vermuten, daß das Dorf etwa um 1200 entstanden ist.“ [8]

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Abb. 3: Park mit Schule und Herrenhaus, Postkarte

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Abb. 4: Rethwischer Grenzstein von 1699 im Museum Bad Oldesloe

Vor dem 13. Jahrhundert gibt es kaum Verbindungen durch den siedlungsarmen Raum südlich der Trave.[9] Lediglich ein slawischer Vorstoß aus dem Ratzeburger Raum in Richtung Lütjensee und eine „zentrale“ Furt zwischen Pölitz und Zarpen deuten die Wegeverbindungen des frühen Mittelalters an.
Am Weg von Serben nach Poltze sichert Brama den Übergang über die Reeka.[10] Funde slawischer Keramik und die zwei mittellalterliche Befestigungen stützen diese These.[11]
Wer erkennt die heutigen eingedeutschten Ortsnamen Zarpen, Pölitz oder Barnitz wieder?

Westerau – Kirchspielzugehörigkeit

Erst die Anlage Reinfelds zum Ende des 12. Jahrhunderts und kurz darauf der Dörfer Stormurfeld und Lokfelds führen zu einer Süd-Ost-Verlagerung der Strecke. [12] Möglicherweise hängt diese mit einer verstärkten Wasserführung der Trave zusammen, welche durch das feuchter werdende Klima bedingt wird.
An der Wegeführung über Westerau finden sich Hinweise auf Kapellen, welche der kirchlichen Versorgung der Dörfer dort dienten, wo Aufsiedlung und Kirchspielgründung noch nicht abgeschlossen waren. Die Kapelle Sente Merien Hude bei Klein-Barnitz ist 1201 schon wieder verschwunden [13].
Auch der Flurname Karkhof in Westerau weist auf den Standort einer ehemaligen Kapelle hin. [14]
Aus der „neuen Siedlung“ wird 1296 das Kirchspiel Sconeborn im Bistum Lübeck gegründet. Es schließt die kirchliche Versorgungslücke zwischen Eichede und Wesenberg.[15]
Nach kurzer Blütezeit fällt das Kirchdorf im 15. Jahrhundert wüst, die Kirche wird zur Wallfahrtskapelle umfunktioniert. Die Einnahmen der Dörfer Schoneborn und Riekenhaghen sind um 1430 „vakant“.Westerau wird spätestens jetzt zu Wesenberg eingepfarrt gewesen sein.[16, 17]

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(Grafik wird vervollständigt)

Abb. 5: Das Kirchspiel Schoneborn im Wegenetz

In parrochia Schonenborn nomina villarum decimam domino episcopo solventium sunt hec

Ipsa villa Schoneborn de arato dat 4 modios avene. Vacat. Rikenhaghen dat etiam tantum. Vacat.

Wuluenowe dat etiam tantum. Westerouwe etiam tantum.

Wendesche Tralouwe etiam tantum. [18]

Die zwei Hälften des Dorfes

Zwei Jahre nach dem Ankauf [1461] gründete Gerd v. Lenthen, Wand- schneider, laut einer vom Bischof Arnold mit Konsens des Kapitels ausgestellten Fundationsakte d.d. Lübeck in curia episcopali 1463 den 1. April an dem neben dem Chor im Norden belegenen Seelenmessenaltar in der St. Peterskirche zu Lübeck eine neue Vikarie, und dotierte diese mit 1 Kelch, 1 Meßbuch, 6 neuen Meßgewändern, 1 neuen Altarblatt nebst sonstigen Zubehör, und mit einer jährlichen Rente von 34 (..) lübeckischer Pfennige, näm- lich mit 21 (..) Rente aus vier Dörfern des Kirchspiels Schönkirchen in der Probstei Preetz – angekauft mit 300 (..) Kapital – und 13 (..) Rente aus seiner Hälfte des Dorfes Westerau. Hier kommen nur diese letzteren in Betracht.

Das Patronat oder das Recht, den jedesmaligen Vikar dem Domkapitel zur Bestätigung zu präsentieren, ward dem Fundator und seiner Ehefrau Gesche, so lange einer von ihnen leben würde, sodann aber den Nachfahren beiderlei Geschlechts bis zur vierten Generation einschließlich, und zwar dem jedesmaligen Älteren von ihnen vorbehalten. Nach dem Aussterben der vierten Generation sollte die ganze v. Lenthsche Hälfte des Dorfes Westerau, mit allen Rechten, Nutzungen und Einkünften an die Vikarie fallen, das Patronat- und Präsentationsrecht aber an die Älterleute der Societas der Wandschneider übergehen, und diesen auf immer verbleiben. Zur Abhaltung der jährlichen Memorien in der Domkirche für den Fundator, dessen Ehefrau und Vorfahren wurden außerdem dem Dekan des Kapitel bare 100(..) behufs Ankauf einer Rente übergeben.

Wenden wir uns der anderen, der, Andreas Geverdes gehörenden Hälfte zu, um ihre Geschichte bis zum gleichen Zeitpunkte zu verfolgen.

Andreas Geverdes, im Jahre 1451 in den Rat und später zum Bürgermeister gewählt, starb am 26.April 1477. In demselben Jahre, am 14. April, hat er sein Testament gemacht. Er vermachte darin einer Menge von Armen- und Krankenhäusern, Brüderschaften, Kirchen, Klöstern, Verwandten und Dienstboten kleine Gaben. Zwischen diesen Legaten heißt es in Bezug auf Westerau:

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Abb. 6: Das Dorf Westerau um 1650 (Ausschnitt)

„ Item min halwe Dorp Westerow und darto 400 (..) reder Pennige, de mine Vormünder in Renten leggen schölen, gewe ich to St. Gerdrut und to St. Jürgen, vor Lübke belegen, und wat dar jarliks kumpt von dem obgmeldten Dorpe, und von der Rente, de mine Vormünder maken werden von den 400 (..), dar sall man fri graf of holden up den vorbenömeden Karkhowen to ewigen tiden einem jewelicken, de sick dar gern graven laten will….“

Im Jahre 1648 wurden, wie schon ausgeführt, die Ältesten der Gewandschneider-Kompagnie an Stelle der v. Lentheschen Familie als Inhaber des Patronats der v. Lenthschen Gutshälfte und als Verwalter derselben anerkannt und den Herren des Marstalls als Verwaltern der Geverdesschen Gutshälfte beigesellt. Diese gemeinschaftliche Verwaltung besteht bis heute, abgesehen von einigen unwesentlichen Neuerungen, die sich mehr auf die Stellung der jeweiligen Amtsträger beziehen.

In den letzten Jahrzehnten ist einigemale der Gedanke entstanden, das Gut Westerau zu verkaufen. Die Jahre 1853-1857 hatten ein starkes Mißverhält- nis zwischen Einnahme und Ausgabe gebracht. so daß die Central-Armen- Deputation um einen Bericht über die Gründe und eventuelle Beseitigung der schlechten finanziellen Lage ersuchte. [19]

Die Teichwirtschaft

In der Westerauer Dorfgemarkung befanden sich ehemals sechs Teiche. Vier davon sind Stauteiche: der alte, Mittel-, Straßen und der neue (große) Teich.

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Abb. 7: Teilansicht des heutigen Dorfteichs

Image_008Abb. 8: Die Teiche im Dorf um 1650

Sie wurden durch denselben Wasserlauf gespeist und waren wohl schon alle 1461 vorhanden, weil im Kaufbriefe von diesem Jahre schon von den Stauungen die Rede ist. Etwas abseits liegen zwei natürliche Teiche, der Blanken- horster und der Schneckenteich. Heute sind nur noch der erstere von diesen beiden und der Straßen- oder „Dorfteich“ vorhanden

Zuerst mögen alle Teiche wesentlich zur Fischzucht gedient haben, die im Mittelalter in Holstein außerordentlich blühte. Die Nachfrage nach Fischen war wegen der Fastenzeiten groß, und sie gediehen in den holsteinischen Gewässern vorzüglich

Seit der Reformation verminderte sich mit dem Wegfall der Fastentage der Konsum an Fischen. Die Westerauer Teichfischerei wird davon auch beeinflußt worden sein, sodaß die meisten Teiche erst zeitweilig, dann aber dauernd, in Wiesen und Koppeln gelegt und auf jeweils 5-10 Jahre in Pacht gegeben wurden. Dazu kam allerdings, daß die Stauungen andauernd erhebliche Kosten verursachten. Das war besonders beim neuen und beim Straßenteich der Fall. Den letzteren kann man geradezu als das Schmerzenskind unter den Teichen bezeichnen. Der breite Straßendamm, der ihn jetzt von der Niederung des langen Teiches trennt, existierte im 16. Jahrhundert noch nicht. Das Wasser wurde vielmehr durch einen Erdwall, der die Abflußseite umfaßte, gestaut; der Abfluß selbst lag nicht an der heutigen Stelle, sondern mehr an der Südseite des Teiches.

1614 erbaute man eine Walkmühle mit Wohnhaus am Ausfluß des großen Teiches und verpachtete sie nebst der Teichnutzung an den Ratsherrn Adrian Müller. Bis 1641 hört man dann nichts mehr von der Walkmühle. Dann wurde sie mit großen Kosten zu einer Pulvermühle umgebaut. 1649 übernahm der ehrsame Meister Hans Wentorff, Papiermacher, sie auf weitere zehn Jahre gegen dieselbe Pacht. Sie wurde dann mit erheblichen Kosten in eine Papiermühle verwandelt. [20]

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Abb. 9: Westerau um 1828

Am Frachtweg

Vortrefflich aber passen hierher eine Reihe von Nachrichten über einen von den Westerauern betriebenen Frachtfuhrverkehr, besonders zwischen Ham- burg und Lübeck. Der Fuhrweg ging von Hamburg über Wandsbeck, Ahrensburg, Lasbeck, Barkhorst, Schulenburg, Westerau, Barnitz, Wesenberg, Niendorf, Moisling nach Lübeck.Schon 1597 heißt es von Klaus Löding, er sei „in Schulden verteuft, auch aus seiner Spannung und Nahrung gekommen“, und 1732 ausdrücklich, Westerau habe zugenommen an Leuten, die sich von geheuertem Lande, Frachtfuhren usw. ernährten.1672 verlangte die Moislinger Fähre erhöhtes Fährgeld für die Frachtfuhren der Westerauer. [21]

Keine Eisenbahn für Westerau

Die Terrain-Untersuchungen haben sich (1857) auf drei verschiedene Linien erstreckt. Die dritte Linie befinde sich zwischen jenen beiden. Bis Bargteheide bleibt sie nahe bei der Straße von Hamburg nach Oldesloe, läuft aber von Bargteheide über Schulenburg, Westerau, Trenthorst, Niendorf und Moisling nach Lübeck. Diese Linie ist bei weitem die günstigste. Dieselbe hat nur eine sehr geringe Biegung, wodurch sie rechts neben Oldesloe wegläuft, weil daselbst eine sehr beträchtliche Erhöhung des Terrains zu vermeiden ist. [22]

Was ist der Westerauer Burenklaas ?

Die alte Form des „Burenklaas“ stellt sich wie folgt dar: Die Hüfner, laden jährlich reihum alle anderen Hüfner ein und bewirten sie. Jeder Gast bringt das nötige Tischzeug mit, die Töchter der Bauern bedienen. Beim Eintritt wird ein Glas Rum gereicht, mittags zwölf Uhr das Fest durch einen gemeinsam gesungenen Choral eröffnet. Das anschließende Menü besteht aus Ochsenfleischsuppe mit Franzbrot, Ochsenfleisch mit Merettich, Reis und Backpflaumen. Für die Getränke hat jeder selbst aufzukommen und mit dem Absingen des Chorals „Nun danket alle Gott“ wird die Tafel aufgehoben. Anschließend wird bis zum nächsten Morgen gezecht, die Dienstleute haben ihr Vergnügen und es folgt eine Nachfeier bei Kaffee, Kuchen und Tanz.[23]

Aus dem Dorf wird eine Landgemeinde

1928 werden die Dörfer und Gutsbezirke in Stormarn neu gegliedert. Die Landgemeinde Westerau mit den Ortsteilen Ahrensfelde, Wulmenau und Trenthorst entsteht.

Vieles fehlt!

Das Leid der KriImage_010ege, die Verkoppelung und Industrialisierung, die Zeit des Nationalsozialismus und der Verfolgung, der Wiederaufbau und das Höfesterben. Jedes dieser Themen hat eine ausführlichere Behandlung verdient, als sie dieser Artikel hätte geben können. Es wird der Aufarbeitung der jeweiligen Dorfgeschichte überlassen bleiben, die Lücken zu schließen.

Das, was die landesweiten Topographien über die Dörfer berichten, finden Sie auf den nächsten Seiten.

Mehr über „Westerau im Rad der Geschichte“ – von Lissy Rienhoff, zu beziehen über die Gemeinde oder das Amt Nord-Stormarn.

Abb. 10: Der Burenklaas wird von der NSDAP politisiert.

Ahrensfelde (Gem. Westerau, Amt Reinfeld-Land)…1555 (LAS, Abt. 400.1, 127,Amtsb.) to Arensfelde, 1594 (AHL, XI,3, Türkenschatz 1594-1600) Ahrens- feldt, Mejer 1650: Arensfelde.“

Zum Feld des Arn, Arend“, ein Rufname, der zu ahd. arn/aro = „Arra, Adler“ ge- hört. Ob der ON sich aus „Feld des Ad- lers“ oder aus „Feld des Arne“ (Arend, Arnt) ableiten läßt, bleibt offen.[24] 1855: Ahrensfelde, Dorf im Gute Trent- horst, Ksp. Siebenbäumen; enthält 6 große und 2 kleine Erbpachtstellen von 6 bis 37 Steuert. Ar.: 260 Steuert. [25]

1908: Ahrensfelde bei Siebenbäumen, Landgem. im Amtsbezirk Klein- Wesenberg, 10 km sö. von Oldesloe, an Chaussee Oldesloe-Ratzeburg. P. Westerau, ESt. Kastorf i. Lauenburg, Ksp. Siebenbäumen (L.) Gesamtareal 172 ha, davon Acker 152 ha, Wiesen 3 1/2 ha, Hölzung 8 ha. Reinertrag 5498 M, durchschnittlich vom ha Acker 34,95 M, Wiesen 25,23 M, Hölzung 16,44

M. 18 Wohng., 84 Ew. 21 Pf., 91 R. Gemeindevorsteher: G. Butenschön.

Das kleine Dorf liegt ziemlich hoch zu beiden Seiten der Chaussee, die Höfe haben Gärten und Bäume. Im S. ist die Lauenburgische Kreisgrenze. Früher hat das Dorf zu den adeligen Gütern Trenthorst und Wulmenau gehört, später wurden die Stellen in Erbpacht

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Abb. 11 Die alte Dorfschmiede im Jahre 1957

Abb. 12: der Hof Körting in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts

 ausgetan und nachher – 1882 – durch Ablösung Eigentum. Der Gutsherrschaft steht noch jetzt das Vorkaufsrecht zu. Jetzt größere Stellen: 30 ha, 945 M R., G. Butenschön; 28 1/2 ha, 950 M, A. Clasen; 25 ha, 795 M, D.(?) Scharfenberg; 2 andere von 10-30 ha, 3 kleinere und 3 Häuser, 1 Bahnwärterhaus. Acker ist schwerer Weizenboden. Das Terrain ist vorwiegend eben und waldig, die Koppeln durch Knicks eingefriedigt. Im Dorf 1 Wirtschaft, Schmiede, 1 Zimmermann, 1 Kaufmann. Ausgebaut: Weberkate, kleine Stelle an der Bahn nach Hagenow. [26]

2003: Eine erste urkundliche Nennung erfolgte erst 1555, das Dorf dürfte aber älter sein… 1928 wurde die Landgemeinde mit den Gutsbezirken Trenthorst und Wulmenau und der Landgemeinde Westerau zusammen- gelegt. (1925: 72 EW) [27]

Mehr zur Dorfgeschichte unter www.arensfelde.de!

Trenthorst Sto (gem.Image_013 Westerau, Amt Reinfeld-Land) Gut – 1372 (SHRU IV, 1460)

Abb. 13: Christian Morgenstern. Das Herrenhaus auf Trenthorst (1827)

villam dictam Trenthorst, 1546 (LAS, Abt. 400. 1, 127, Amtsb.) thor Trenthorst, Mejer 1650: Trenthorst.“Rundes – mnd. trent, trint – Gebüsch, Gestrüpp, Buschwerk“ – Horst. [28] 1855: Trenthorst, ein zu den sogen. Lübschen Gütern gehöriges Gut an der Lauenburgischen Grenze, 1 1/2

M. südöstlich von Oldesloe, Ksp. Wesenberg.Dieses Gut war ehemals nur ein Dorf, welches 1529 von dem Könige Friedrich I. seinem Secretair Heinrich Schulten verlehnt und von demselben gleich darauf an den lübeckischen Bürger Gosche Lunten für 2000 Mk verkauft wurde; darauf besaßen es die v. Stiten; im Anfange des 17. Jahrh. v. Wetken; 1672 war Thomas v. Wetken zu Schenkenberg Besitzer des Gutes; der Etatsrath Heinrich v. König erhielt das Gut späterhin für 54,700 (mk) und verkaufte es 1754 an Joh. Joachim Röhring und Joachim Clasen für 66,000 (mk); ersterer verkaufte es 1778 an Henning v. Rumohr auf Steinrade; von diesem erbte es 1804 sein Sohn, der Rittmeister Henning Heinrich v. Rumohr, gest. 1837, dessen Erben das Gut sowie Wulmenau noch jetzt besitzen.

Trenthorst ist mit dem Gut Wulmenau combinirt und letzteres wird gewöhnlich als Meierhof von Trenthorst angesehen; ursprünglich sind es zwei nebeneinander bestehende Güter, von denen zum Gute Trenthorst der

Karte. 14: Karte des Gutes Trenthorst aus dem Jahre 1759 Image_014

Hof Trenthorst, das Dorf Trenthorst und die Ortsschaft Fiefhusen und zum Gute Wulmenau der Hof Wulmenau und das Dorf Ahrensfelde gehören. Beide Güter contribuiren für 11 1/3 Pfl. und haben ein Areal von 1322 Ton. à 260 Q.R. (211,520 (mk) R.m. Steuerw.); davon gehören zum Hofe Trenthorst und zum Hofe Wulmenau 993 Steuert. (186,560 (mk) R.M. Steuerw.). Vz. mit Wulmenau 1855: 311. [29]

1908: Trenthorst, sogen. Lübsches Gut im Amtsbez. Klein-Wesenberg,11 km ö. von Oldesloe, am Landweg von Groß-Barnitz nach Ahrensfelde, Post- agentur Westerau, Tel. Kastorf, Est. Reinfeld u. Kastorf, Ksp. Kl.-Wesenberg, 18 Wohng., 119 Ew., Gutsvorsteher: Geheimrat Poel…. (fast wortgleich mit 1855)…1837; es folgten im Besitz seine beiden Töchter: Frau Justizrat S. Poel, geb. v. Rumohr und Frl. Charlotte Poel, welche das Gut von ihren Geschwistern käuflich erworben un dihren Wohnsitz hier genommen hat… [30] 2003: Als Dorf wurde Trenthorst erstmals 1372 urkundlich genannt, als ein Ritter von Wesenberg es an den Lübecker Domherrn J. Boytin verkaufte. Im gleichen Jahre fand auch eine Kornwassermühle Erwähnung. Lange im Besitz des Lübecker Domkapitals, wurde Trenthorst 1529 von König Friedrich I. neu verlehnt, gelangte aber bald wieder in den Besitz Lübecker Patrizierfamilien. Seither zählte Trenthorst als Adeliges Gut und zu den Lübschen Gütern. Von 1555 an hatten Trenthorst und Wulmenau einen gemeinsamen Besitzer, als Dorothea Meyer, den Besitzer von Wulmenau heiratete. Nach weiteren Besitzerwechseln kaufte 1778 Henning v. Rumohr auf (Groß-) Steinrade (HL) beide Güter. … Erst 1805 wurde auch hier die Leibeigenschaft aufgehoben. 1889 kamen beide Gutsbezirke zum Amtsbezirk Klein-Wesenberg. Durch Kauf wurde 1911 Kommerzienrat Fr. Thörl Eigentümer; er ließ u.a. in Trenthorst einen neuen Wirtschafthof (seit 1986 unter Denkmalschutz; Architekt W.W. Heubel) , eine Schule und weitere Wohnge- bäude errichten. 1928 wurden Trenthorst und Wulmenau durch Auflösung der Gutsbezirke mit der Landgemeinde Westerau vereinigt. Im gleichen Jahr kaufte Fr. Bölck den Besitz, 1936 ging er an Philipp F. Reemtsma aus Hamburg. In der Bodenreform wurden beide Güter nur z.T. aufgesiedelt; ein Anteil blieb bei der Familie Reemtsma. Das Restgut Trenthorst-Wulmenau erhielt 1955 die Max-Planck-Gesellschaft. Heutiger Besitzer ist seit 1974 die Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft in Braunschweig, die hier nach Schließung des Instituts für Tierzucht und Tierverhalten seit 2000 das Institut für ökologischen Landbau betreibt. (1925: 180 EW)[31]

Nach Angabe von Dr. R. Schröder, Altona, soll für Trenthorst bereits sehr früh eine Burg bezeugt sein. Flurbegehung durch E.W. Bötel ergab keinen Befund. – Nach Bericht im K.M. Archiv 1954 stellte H.J.Killmann vor etwa 20-30 Jahren auf der alten Burg im Ottenbusch, Trenthorst, unförmig große Ziegelsteine fest. [32]

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Abb. 15: Ansichten von Wulmenau, Postkarte

Wulmenau Sto (Gem. Westerau, Amt Reinfeld-Land) Gut – 1300 (UBStL II, 1, 116) dat dorp to Woluenowe, 1310 (Hamb. UB II, 204) extra terminos… et Wlvenowe, 1317 (Civitates 17,94) de Wlvenowe, 1380 (UBStL IV, 367) dat dorp…de Wuluwnouwe, Lüb. Zehntreg, 1433: Wuluenowe, .Der Form auf – en wegen kaum „Wolfsau“ zur Tierbezeichnung, sondern eher ein Gewässername zur Gewässerbezeichnung * wulv-, die zu mnd. wulmen, wullen

= „wallen“ gehört. [33]

1855:Wulmenau (vorm. Wolwenowe), ein zu den sogen. Lübschen Gütern gehöriges Gut, welches gewöhnlich als Meierhof des Gutes Trenthorst betrachtet wird, 1 1/2 M. südöstlich von Oldesloe, Ksp. Siebenbäumen.

Dieser Hof ward im Jahre 1300 von Marquard v. Crumesse an den Lübecker Bürger Segebode Crispin verkauft, war aber damals noch

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Abb. 16: Die Zusammenlegung der Landgemeinden 1928

im Besitze von Franz v. Stiten und ist nur ein Dorf, 1590 späterhin an das Gut Trenthorst verkauft worden. Um 1600 besaß Joachim v. Wetken Wulmenau, Trenthorst und Grinau und noch 1754 gehörte das Lauenburgische Dorf Grinau mit zu diesem Hofe. Zu Wulmenau gehört eigentlich außer dem Hofe Wulmenau das Dorf Ahrensfelde.Die Untergehörigen sind Erbpächter.Vz. und Ar.: s. TrenthorstWulmenau gehörte zum ehemaligen Kirchspiel Schönenborn. [34]

1908: Wulmenau, vorm. Wolwenowe, ein zu den sogen. Lübschen Gütern gehöriges Gut, welches lange Jahre dieselben Besitzer wie Trenthorst gehabt hat und noch hat. Wulmenau liegt 2-3 km s. von Trenthorst am Landweg Groß-Barnitz -Ahrensfelde und unmittelbar an der Lauenburgischen Kreis- grenze. Postagentur Westerau, Est. Kastorf, Ksp. Siebenbäumen. 5 Wohng., 65 Ew. Gutsvorstand: Geheimrat Poel auf Trenthorst.

Dieser Hof wurde im Jahre 1300 von Marquard v. Crumesse an den Lübecker Bürger Segebode Crispin verkauft, war aber damals noch ein Dorf; 1590 im Besitz von Franz v. Stiten, ist er späterhin an das Gut Trenthorst verkauft. Um 1600 besaß Joachim v. Wetken Wulmenau, Trenthorst und Grinau und noch 1754 gehörte das Lauenburgische Dorf Grinau mit zu diesem Hofe…. Wulmenau ist jetzt 284 ha groß mit 9500 Mk, davon 30 ha Wald, genannt Peerhagen, einige Minuten vom Hof. Der Acker ist sehr gut, durchschnittlich 2.-3. Klasse. Die Ländereien befinden sich in Selbstbewirtschaftung. Terrain wellig und waldig. Wohnhaus einstöckig mit Giebel in gutem baulichen Zustand., 12 beheizbare Zimmer. Hinter dem Gemüse- und Obstgarten liegt ein kleiner Teich. 2 Scheunen, Vieh- und Pferdestall, Schweinestall abseits. 19 Pf., 86 R. – Vogtshaus nahe am Wohnhaus. 3 Arbeiterwohngebäude mit 10 Familien. Schule und Schmiede in Trenthorst. [35]

Ein Dorf Wuluenowe wird 1300 erstmals erwähnt, als Marquard von Krummesse es an den Lübecker S. Crispin verkaufte. Damals gehörte es zu dem wohl im 15. Jahrhundert untergegangenen Kirchspiel Schönenborn (Bei Schürensöhlen, RZ). Seither im Besitz verschiedener Lübecker Patrizierfamilien, wurde Wulmenau zu einem Adeligen Gut umgewandelt, das zu den Lübschen Gütern zählte. Die dienstpflichtigen Bauern lebten in Ahrensfelde.

1955 heiratete Franz v. Stiten die Erbin von Trenthorst, Dorothea Meyer; seither sind beide Güter in einer Hand und haben eine gemeinsame Geschichte; Wulmenau wurde zumeist als Vorwerk von Trenthorst bewirtschaftet. Um 1900 entstand an der Grenze zu Trenthorst mit dem Wasserturm (seit 1986 unter Denkmalschutz), der gemeinsamen Schule und einigen Wohnhäusern der Ortsteil Zentrale. Bei Auflösung der Gutsbezirke 1928 wurden Wulmenau, Trenthorst und Ahrensfelde mit der Landgemeinde Westerau vereinigt (1925: 122EW). [36]

Anmerkungen

 [1]Struve/Hingst/Jankuhn: Bronzezeit,S.246f u. 270ff
[2] Hubrich-Messow: Sagen, S. 70.
[3] Budesheim: Kulturlandschaft, S. 49f.
[4] Rienhoff: Westerau, S. 36.
[5] Hingst: Stormarn, S. 493.
[6] Soll: Westerau,…. 1,S. 158
[7] Soll: Westerau, XI f
[8] Rienhoff: Westerau, S. 36.
[9] Bock: Oberboden, S. 40.
[10] Laur: Ortsnamenlexikon, S.519, 536,714.
[11] Beranek: Furt, Internet S. 539f.
[12] Bock: Siedlungentwicklung, S. 118f.
[13] s. Anm. 12
[14] Soll: Westerau, II 62.
[15] Mundt: Rykenhaghen, S. 4f
[16]Prange: Siedlungsgeschichte, S. 20 u. S.
[17] Bock: Schonenborne (Gemeinde Schürensöhlen)
[18] Prange: Zehntregister, S: 39.
[19] Soll: Westerau, II 11ff.
[20] Soll: Westerau, S. II 71 ff.
[21] Soll: Westerau, S. 92.
[22] Sonntagsblatt der Lübecker Zeitung , S. 318.
[23] Soll: Westerau, II 115ff.
[24] Laur: Ortsnamenlexikon, S. 117.
[25] Schröder-Biernatzki: Topographie, Bd.
[26] Oldekop: Topographie Bd. II, 12f.
[27] Stormarn-Lexikon, S. 29f.
[28] Laur: Ortsnamenlexikon, S. 656.
[29] Schröder-Biernatzki: Topographie,Bd. II,
[30] Oldekop: Topographie, S. 122f.
[31] Stormarn-Lexikon, S. 465f.
[32] Hingst: Stormarn, S. 493
[33] Laur: Ortsnamenlexikon, S. 714
[34] Schröder-Biernatzki: Topographie,Bd. II, 308f. S. 616.
[35] Oldekop: Topographie, S. 134.
[36]Stormarn-Lexikon, S. 404.

Internet:

Beranek, Reinhold: Die Travefurt bei Klein Barnitz, www.steinernhorst.de/to-dem-sconenborne/zeitraum ( Stand 03/2010) Langmann, Jörg: Dorfgeschichte Ahrensfelde, www.arensfelde.de (Stand 03/2010)

Literatur:

Lübeckische Blätter – Sonntagsblatt der Lübecker Zeitung ab 1859
Bock, Günther: Die Kirchen zu Schonenborne und Siebenbäumen und ihre eingepfarrten Dörfern
Bock, Günther: Siedlungsentwicklung und Landschaftswandel im Barnitztal vom 12. bis zum 16. Jahrhundert (in „Die Heimat“ 108. Jg. (2001) H. 7/8 ) Bock, Günther: Die Stormarner Overboden (in ZSHG Band 127, Neumünster 2002)
Budesheim, Werner: Die Entwicklung der mittelalterlichen Kulturlandschaft des heutigen Kreises Lauenburg. Hamburg 1984.
Günther, Barbara (Hg.): Stormarn Lexikon, Neumünster, 2003.
Oldekop, Henning: Topographie des Herzogtums Holstein, Kiel,1908 (Nachdruck Kiel, 1974)
Hingst, Hans: Vorgeschichte des Kreises Stormarn, Neumünster 1959. Jensen. Wilhelm: Trenthorst. Zur Geschichte der Lübschen Güter, Neumünster 1956.
Laur, Wolfgang: Historisches Ortsnamenlexikon von Schleswig-Holstein, Neumünster,1992.
Hubrich-Messow, Gundula: Sagen und Märchen aus Stormarn, Husum 1991.
Mensing, Otto: Schleswig-Holsteinisches Wörterbuch (5 Bde), Neumünster 1927 (Nachdruck Neumünster 1973)
Mundt, Otto: 675 Jahre Rykenhaghen – Gross Boden, Groß-Boden 1985.
Prange, Wolfgang: Siedlungsgeschichte des Landes Lauenburg im Mittel alter ( Quellen und Forschungen zur Geschichte Schleswig-Holsteins, Band 41), Neumünster, 1960.

Prange, Wolfgang: Das Lübecker Zehntregister von 1433, Neumünster 1972.
Rienhoff, Lissy: Westerau im Rad der Geschichte, Westerau 1993.
Soll, Karl: Die Geschichte des Stiftsdorfes Westerau (Dissertation Leipzig), Lübeck 1914.
Soll, Karl: Die Geschichte des Stiftsdorfes Westerau (Veröffentlichungen zur Geschichte der freien und Hansestadt Lübeck, 4.2, 1915)
Schröder, Johannes von / Biernatzki, Hermann : Topographie der Herzogthümer Holstein und Lauenburg, des Fürstenthums Lübeck , Oldenburg 1856.
Struve, Karl W. / Hingst, Hans/ Jankuhn Herbert: Von der Bronzezeit bis zur Völkerwanderungszeit (Geschichte Schleswig-Holsteins Band 2), Neumünster 1979.